Orient Teppiche – Botschaften aus 1001 Nacht

Teppiche sind ein Jahrtausende altes Kulturgut, das vor allem in meiner Heimat Persien zu höchster Blüte entwickelt wurde. Das älteste je gefundene Exemplar wird auf 500 vor Christi datiert und zeigt schon ganz ähnliche Muster wie die Orientteppiche unserer Zeit. Doch wovon erzählen diese Muster und Symbole überhaupt?

Fast alle Orientteppiche sind ähnlich aufgebaut: Sie haben eine symmetrische Struktur mit einem Rahmen oder einer Bordüre. Häufig findet sich in der Mitte ein zentrales Element, etwa ein strahlendes Medaillon. Dennoch haben verschiedene Regionen ganz unterschiedliche Knüpfmuster entwickelt. Daran kann der Fachmann die Herkunft eines Teppichs erkennen. Oft symbolisieren diese Muster einen Garten oder Park mit vielen Motiven aus der Natur, z. B. Pflanzen, Wolken, Wasser oder Hügel – je nach Kultur auch Tiere, Vögel. Sie alle erinnern an das Paradies und den Frühling. Nomaden schufen sich so mit einem Teppichen einen kleinen Garten zum Mitnehmen.

Ein Teppich spiegelt die Pracht des Lebens wieder – ein Leben, das allerdings endlich ist. Daran erinnert der Rahmen. Bäume gehören zu den ältesten Teppichmotiven, sie stehen für das Leben – als Trauerweide auch für den Tod. Neben Blumen sind sie ein zentrales Element des Paradiesgartens. Manche Baumdarstellungen breiten sich über den ganzen Teppich aus. Uralt ist auch das Lotosblumen-Motiv als Inbegriff von Reinheit und Schönheit. Eines der verbreitetsten Motve ist das „Gol“, eine achteckige, meist in Rottönen gehaltene Blume. Wie alle floralen Darstellungen auf Orientteppichen symbolisiert sie das Paradies, die göttliche Schönheit der Natur und das Leben. Arabesken dagegen, kunstvoll ineinander verschlungene Ranken, sind Teil des allgegenwärtigen Blütenmusters, reine Dekoration ohne tiefere Bedeutung. 

Florale Darstellungen symbolisieren das Paradies bzw. das persische Wort Pardis sowie die Lehre der uralten Religion vom persischen Prophet Zarathustra.

Sie sehen, jeder Teppich hat etwas zu erzählen – eine Botschaft seiner Knüpfer und ihrer ganz speziellen Kultur. Das macht ihn noch geheimnisvoller und noch individueller.

Ihr
Kamran Ghorbaniara